Projektvelauf

Die Stationen

...Die Yavuz-Sultan-Selim-Moschee
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Alevitisches Kulturzentrum Mannheim e.V.
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Die Jüdische Gemeinde Mannheim
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Die Junglesben JULE
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Die Unmündigen e.V.

Durch die Begegnung mit verschiedenen Minderheiten- und Migrantengruppen lernten die Jugendlichen diese Gruppen kennen. In Gesprächen, Führungen oder auch Vorführungen kam es zu einem Austausch zwischen allen Beteiligten. Durch die Erfahrung und dem neu erworbenen Wissen wurden die Jugendlichen angeregt, nicht nur intensiver über Ausgrenzung und Diskriminierung nachzudenken, sondern Gesellschaft und Mehrheit aus der Sicht von Minderheiten zu betrachten.

Bei der gemeinsamen Auswahl der zu besuchenden Gruppen stand auch immer die Überlegung im Vordergrund, möglichst verschiedene Minderheitengruppen kennen zu lernen. Die Auswahl dieser Gruppen spiegelt natürlich nur begrenzt die Ausgrenzungspraktiken in der Gesellschaft wider.

Die Aktivitäten und Eindrücke wurden filmisch dokumentiert, soweit die besuchten Gruppen sich nicht dagegen aussprachen.

Während des Projektes gab es nicht nur Treffen mit Gruppen, sondern auch Vorträge, Ausstellungen oder Filmvorführungen wurden miteinbezogen.

Filmvorführung und Diskussion
Der Dokumentarfilm „deutschland - wäre meine richtige heimat...“ bildete den Auftakt der Aktivitäten mit den Jugendlichen. Der Film, der von den Unmündigen und der Evangelischen Akademie Baden Mannheim produziert wurde, kam sehr gut an bei den Jugendlichen und bot Gesprächsstoff für kontroverse Diskussionen.

Film Trailer „deutschland - wäre meine richtige heimat...“


Vortrag im Dokumentations- und Kulturzentrum deutscher Sinti und Roma e.V. in Heidelberg.
Bei dem Besuch des Dokumentations- und Kulturzentrum fand ein Vortrag über die Verfolgung von Schwarzen Deutschen in der NS-Diktatur statt, der anschließend mit einer Diskussion über Rassismus in Deutschland – während des Nationalsozialismus und heute - abgeschlossen wurde. Der Vortag und die Diskussion wurden vom Zentrum in Zusammenarbeit mit der Initiative Schwarze Deutsche e.V. (ISD) organisiert.






Die Yavuz-Sultan-Selim-Moschee
Diese Moschee ist die größte ihrer Art in Deutschland. Dies erklärte uns ein Mitarbeier des Instituts für Deutsch-Türkische Integrationsstudien und Interreligiöse Arbeit e.V. Der Grund für die Auswahl dieser Einrichtungen war das Kennenlernen einer Einrichtung der größten religiösen Minderheit in Deutschland, den sunnitischen Muslimen. Die Yavuz -Sultan-Selim-Moschee ist wegen ihres Konzepts der „offene Moschee“, d. h. die Offenheit gegenüber anderen Religionen und die Bereitschaft zum Dialog, auch überregional sehr bekannt. Bei einer Führung durch die Moschee und anschließenden Gesprächen mit Mitarbeitern bekamen die Jugendlichen einen ersten Einblick in die Alltagswelt von Muslimen und ihrer Situation in Deutschland, insbesondere nach dem 11. September 2001.

Statment
"Die größte Mosche im Zentrum einer Stadt außerhalb der Türkei befindet sich in Mannheim. Ein aktives Mitglied der Gemeinde stellte uns die Moschee mit all ihren Einrichtungen und Funktionen vor. Er erzählte uns, dass sich dem Bau der Moschee zahlreiche Hindernisse in den Weg stellten. Teile der Bevölkerung befürchteten, dass die zentrale Lage, direkt neben einer katholischen Kirche künftige Auseinandersetzungen provoziere. Doch gelang es, durch die Vorstellung der offenen Moschee in einem Bürgerforum diese Streitfragen zu klären.

Der Führer stellte sich als guter, erfahrener Gesprächspartner dar, da er sich in zahlreichen Projekten für den interkulturellen Austausch in Deutschland engagiert. Wir erfuhren unter anderem, dass es innerhalb der moslemischen Religionsgemeinschaft Auseinandersetzungen zwischen den konservativen und den liberalen Mitgliedern gibt. Das Kopftuch wird teils als unbedingt notwendig zum Ausdruck der Religion angesehen, teils wird es aber auch jeder Frau freigestellt es zu tragen.

Der Islam wurde als sehr harmonisch dargestellt, wir hatten das Gefühl, dass unser Führer die Problematik zwischen den Glaubensrichtungen (Schiiten, Sunniten, Alleviten) vermied. Er erzählte uns aber auch, dass Türken die Mehrheit in der Moschee darstellten und das Angehörige anderer Herkunftsnationen ihren Gottesdienst getrennt abhalten.

Leider stand die Führung durch die Moschee sehr stark im Vordergrund und es konnte auf Grund der Abwesenheit vieler Mitglieder wegen des Ramadan-Festes nicht zum Gespräch mit diesen kommen.

Der Besuch der Moschee brachte uns den Islam mit seinen Traditionen näher. Ebenso wurde uns bewusst, dass auch von Seiten der moslemischen Gemeinden entscheidende Schritte hin zur Integration getan werden."
FELIX
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Alevitisches Kulturzentrum Mannheim e.V.:
Nach den sunnitischen Muslimen wurde eine Minderheit innerhalb der Muslime besucht, die in der Öffentlichkeit, in den Medien oder auch im Schulunterricht nicht wahrgenommen wird, die Aleviten. Bei diesem Besuch wurde den Jugendlichen viel Neues vermittelt, da sie wenig über den Alevitismus und die Aleviten wussten. Insbesondere wurde hierbei auch das nicht immer unproblematische Verhältnis zu sunnitischen Muslimen thematisiert, da Aleviten in der Türkei, wo die meisten leben und herstammen, staatlich und gesellschaftlich diskriminiert und verfolgt werden und sich dies auch auf ihr Leben in Deutschland auswirkt.

Statement
"Die öffentliche Wahrnehmung der meisten Deutschen zeigt den Islam als homogene Struktur. Doch der Islam teilt sich auf in verschiedene Teilgruppen. Aleviten bilden 1/3 der Religionsgemeinschaft und leiden bis heute noch in der Türkei unter Unterdrückung.

Im Alevitischen Kulturzentrum in Mannheim wurden wir gastfreundlich vom Jugendrat empfangen. Nach einer kurzen Führung durch das Gebäude und Vorstellung der Religionsprinzipien stellten sich uns schon bald Grundfragen, die wir im folgenden Gespräch versuchten zu beantworten. Besonders interessierten uns ihre Erfahrungen im Bereich Diskriminierung im Alltag. Wir erfuhren, dass sich die Spannungen zwischen Aleviten und Sunniten in der Türkei nicht auf Deutschland übertragen lassen und die Probleme durch Ausgrenzung entgegen unserer Erwartung eher gering seien.

Minderheiten in Deutschland wünschen sich ein tolerantes Miteinander, jedoch keine tiefgehende Verflechtung – die Familien unserer Gesprächspartner sähen es nicht gerne, wenn ihre Kinder Sunniten oder Deutsche heiraten würden.

Insgesamt war der Besuch im Alevitischen Kulturzentrum für uns alle sehr bereichernd. Abgesehen von sehr interessanten Gesprächen wurden wir auch in die Kultur eingeführt. Im Saz-Unterricht wurde uns das türkische Saiteninstrument vorgeführt. Während der Diskussion bekamen wir sogar leckere türkische Snacks. Sehr offen teilten uns die sympathischen Mitglieder des Jugendrats ihre Lebenserfahrungen mit."
FELIX
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Die Jüdische Gemeinde Mannheim
Die Jüdische Gemeinde wurde zweimal besucht. Bei dem ersten Besuch hatten die Jugendlichen die Gelegenheit, sich eine Ausstellung über vier Mannheimer Jugendliche jüdischen Glaubens, die in Auschwitz ermordet wurden, anzuschauen. Beim zweiten Mal bekamen sie eine Führung durch die Gemeinderäume und eine Einführung in die Geschichte jüdischen Lebens in Mannheim. Wichtige Gesprächsthemen bei diesem Besuch waren der Antisemitismus in historischer und gegenwärtiger Perspektive und die Wahrnehmung deutscher Juden in und durch die Öffentlichkeit.
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Die Junglesben JULE
Was haben Lesben und Türken gemeinsam, was ist eine Verpartnerung? Diese und viele andere Fragen standen im Mittelpunkt des Treffens mit den Junglesben Mannheim. Die Jugendlichen lernten verschiedene Aspekte der Homosexualität kennen, wie zum Beispiel die Unsicherheiten beim Outing, die unterschiedliche Wahrnehmung von Lesben und Schwulen in der Öffentlichkeit oder auch, dass es innerhalb der „lesbischen Szene“ verschiedene Gruppen („Kampflesben“, „Ökolesben“, etc.) exisitieren.
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Die Unmündigen e.V.
Das letzte Treffen fand mit den Unmündigen statt. Die Jugendlichen, die während des Projektverlaufes mit den politischen Inhalten der Unmündigen schon vertraut wurden, konnten bei diesem Treffen in persönlichen Gesprächen weitere Gruppenmitglieder und die Arbeit kennen lernen.

Statement
"Nachdem wir „MSgR´ler“ nun zusammen mit zwei Projektmitarbeitern von den Unmündigen eine ganze Reihe von Minderheiten besucht hatten, boten die beiden uns an, ihre Gruppe bei einem Frühstück näher kennen zu lernen. Gerne nahmen wir die Einladung an und wirklich sollte es ein sehr anregender und schöner Morgen werden.

Schon nach kurzer Zeit hatte man seine Tischnachbarn kennengelernt und die Gespräche begannen. Wir erzählten einander von unseren Projekten und Erfahrungen. Die Unmündigen hatten bei ihrer langjährigen Arbeit zum Teil einfallsreiche Aktionen durchgeführt. Interessant fanden wir, dass sie bei ihren Projekten versuchen, beispielsweise die Menschen auch durch Ironie zum Nachdenken zu bewegen. Uns leuchtete ein, dass provokante Aktionen bei den Leuten wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit erregen, und überlegten, ob wir vielleicht auch bei unseren Projekten ähnliche Methoden anwenden können.

Aber auch über persönliche Erlebnisse wurde geredet. So erzählte Miranda, dass es heute noch Probleme in der Grundschule gebe, weil „deutsche“ Eltern Bedenken hätten, wenn zu viele „Migrantenkinder“ in einer Klasse sind. Leider vergessen diese „Deutschen“, dass bei einem Großteil dieser Kinder heute meist nur noch der Name die Herkunft der Eltern bzw. inzwischen sogar schon die der Großeltern verrät: So sind Mirandas Kinder genauso „deutsch“ und der deutschen Sprache mächtig wie Kinder mit einem „deutschen“ Nachnamen.

Es war für uns auf jeden Fall ein positives Erlebnis, da wir die Arbeit der Unmündigen und v.a. die Unmündigen selbst – also zum Großteil die inzwischen erwachsenen Kinder früherer Migranten – besser kennen gelernt haben. So haben wir gemerkt, dass sich die Projekte von ihnen und MSgR in manchen Teilen überschneiden, weshalb wir in Zukunft an der Zusammenarbeit festhalten wollen. Gerade damit könnten wir zeigen, dass zu Deutschland eben auch Migranten und alle anderen Minoritäten gehören und wir uns gemeinsam gegen das oben beschriebene, leider immer noch verbreitete Bild von „Deutsch“ wehren."
Franzi
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Statement insgesamt
"Was hat mir das Projekt mit den Unmündigen gebracht?“, das ist eine wirklich gute Frage... Es ist wirklich schwer die Eindrücke, Erfahrungen und Gefühle in Worte zu fassen. Und was heißt in diesem Zusammenhang „bringen“ überhaupt? Welchen Nutzen es hat, sich mit den Angehörigen von Minoritäten auszutauschen, kann ich nicht sagen. Ich kann nur jedem empfehlen sich selbst einmal mit den Problemen unserer Gesellschaft zu beschäftigen. Vielleicht merkt ihr dann auch, wie vielfältig sie ist und dass es keine allgemein gültige Beschreibung von „Deutsch“ gibt, die die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, manchmal sogar Gegensätze, aller sich als Deutsche fühlenden Menschen umfasst. Wir müssen lernen zu differenzieren, d.h. diese Unterschiede wahrnehmen, und uns ein eigenes Bild von unserem Umfeld schaffen. Damit dieses aber möglichst objektiv ist, muss man versuchen die Gesellschaft aus der Perspektive anderer zu sehen und deren Probleme nachzuvollziehen. Vielleicht ist es das, was ich bei diesem Projekt versucht habe."

Franzi
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